Standardpflegeplan "Multiple Sklerose" |
Anmerkung:
- Standardpflegepläne geben für
spezielle Pflegeprobleme die typischen pflegerischen
Maßnahmen vor, so etwa wie in diesem Beispiel für
Multiple Sklerose. Standardpflegepläne umfassen
generelle und potentielle Pflegeprobleme,
Pflegemaßnahmen und Pflegeziele.
Aus diesem Grund erleichtert ein Standardpflegeplan
zwar die Pflegedokumentation, aber er ersetzt auf
keinen Fall eine individuelle auf den Bewohner /
Patienten bezogene Pflegeplanung.
- Jede Pflegefachkraft ist
gehalten, diese generellen Pflegeprobleme,
Pflegemaßnahmen und Pflegeziele auf Relevanz zu
überprüfen und auf die individuellen Einschränkungen
und Ressourcen des jeweiligen Bewohners / Patienten
anzupassen. Wichtig ist auch beim Einsatz von
Standardpflegeplänen, diese in regelmäßigen
Abständen zu überprüfen und ggf. zu überarbeiten, da
sie immer auf dem aktuellen Stand sein sollten.
Definition:
- Bei der multiplen Sklerose
(auch disseminierte Enzephalomyelitis, Polysklerose)
kommt es zu Entzündungen der Myelinscheiden an den
Nervenzellen des zentralen Nervensystems. Dabei
lösen sich die Myelinscheiden von den Axonen ab. Die
körpereigene Immunabwehr greift diesen
Entzündungsherd an, und es bilden sich Plaques.
Diese Plaques heilen ab und hinterlassen statt
intakten Nervenzellen nur noch Narbengewebe. So
entsteht im zentralen Nervensystem eine Vielzahl von
Plaques, die für entsprechende neurologische
Ausfälle sorgen.
- Betroffen von der Krankheit
sind ca. zwei Drittel Frauen und ein Drittel Männer.
Ursachen der MS:
Die Ursachen der MS sind bislang
nicht wissenschaftlich gesichert. Fest steht, dass es
sich um eine Autoimmunkrankheit handelt. Folgende
Ursachen werden diskutiert:
- umweltbedingte und
geografische Einflüsse (in feucht-kühlen Regionen
der Erde tritt die Krankheit häufiger auf als in
wärmeren Landstrichen)
- eine "slow Virus Infektion"
- persönliche Krisensituationen
(Schwangerschaft und Infektionen)
- ein erhöhtes persönliches
Risiko durch bestimmte genetische Immundefekte
Symptome:
- Kleinhirnsymptome:
- Intentionstremor: Er
tritt bei zielgerichteten Bewegungen auf, wobei
sich das Zittern je näher das Ziel kommt,
verstärkt.
- Ataxie: Dabei handelt es
sich um Koordinationsstörungen. Die
verschiedenen Muskelgruppen arbeiten nicht mehr
"Hand in Hand". Davon betroffen sind die
Haltung, der Gang und der Stand.
- motorische Störungen:
- Lähmungen mit spastischen
Paresen, rasche Ermüdbarkeit, hängen bleiben und
stolpern an kleinen Hindernissen, im weiteren
Verlauf bis hin zur Hemi-, Para- und Tetraplegie
- schnelle Ermüdung und
Schwere in den Beinen
- sensible Störungen:
- Parästhesien in Form von
Kribbel-, Prickel- und Taubheitsgefühlen
- herabgesetztes Druck-,
Schmerz- oder Temperaturempfinden
- vegetative Störungen:
- Harninkontinenz durch
neurogene Blasenstörungen
- Darmstörungen
- erektile Dysfunktion und
Störung der Orgasmusfähigkeit
- Störung der Vasomotorik
in Form von rotbläulichen Verfärbungen an den
Extremitätenenden sowie in Form von ödematösen
Schwellungen
- Hirnstammsymptome /
Hirnnervenstammsymptome:
- Doppelbilder, Nystagmus
- Hör- und
Gleichgewichtsstörungen (Dreh- und
Schwankschwindel)
- Entzündung des Sehnervs:
zeigt sich etwa in Verschwommensehen, Verlust
der Sehkraft, Einschränkungen des Gesichtsfeldes
- Fazialisparese (Lähmungen
der Gesichtsmuskulatur): daraus resultieren
häufig eine verwaschene Sprache und
Schluckbeschwerden
- Trigeminusneuralgie
(Gesichtsschmerz)
- psychische Veränderungen:
-
Persönlichkeitsveränderungen
- organisch verursachte
depressive Verstimmung
- Abbau der geistigen
Fähigkeiten
- Sekundärsymptome:
- Infektion der Luft- und
Harnwege
- Thrombosen
- Dekubitalgeschwüre
- Ernährungsmängel
Verlaufsformen:
- Die gutartige Verlaufsform;
sie macht ca. 20 Prozent der Fälle aus: plötzlicher
Beginn, wenige Attacken, keine dauerhafte
Behinderung.
- Die chronisch-rezidivierende
Verlaufsform; sie macht ca. 20 bis 30 Prozent der
Fälle aus: plötzlicher Beginn, teilweise oder
vollständige Rückbildung der Symptome, keine schwere
Behinderung.
- Die chronisch-progrediente
Verlaufsform; sie macht ca. 10 bis 20 Prozent der
Fälle aus: langsamer Beginn mit zunehmender
Verschlechterung.
- Die Mischform; sie macht ca.
40 Prozent der Fälle aus: plötzlicher Beginn, nur
anfangs u.U. vollständige Rückbildung der Symptome,
später zunehmende Verschlechterung.
Pflegerische Maßnahmen:
Folgende Maßnahmen sind zu
ergreifen nach Heimeinzug oder zu Beginn der Pflege:
- Erstellen eines individuellen
Pflegeplanes mit allen bei dem Betreffenden
notwendigen grund- und behandlungspflegerischen
Maßnahmen einschließlich der Prophylaxen
- Information und Aufklärung
des Bewohners / Patienten und seiner Angehörigen
- Beschaffung von geeigneten
Hilfsmitteln
- Einbezug von
Krankengymnasten, Ergotherapeuten und Logopäden
- Informationsweitergabe an
alle an der Pflege und Betreuung Beteiligten
|
Pflegeproblem |
Pflegemaßnahmen |
Pflegeziel |
AEDL:
vitale Funktionen des Lebens aufrechterhalten |
Bewohner benötigt
Hilfe und Anleitung bei der Medikamenteneinnahme |
- stellen und richten der
Medikamente
- ggf. Verabreichung der
Medikamente
- auf Regelmäßigkeit der
Einnahme der Medikamente achten
- Beobachtung, Dokumentation
und Bericht an den behandelnden Arzt über Wirkungen
und Nebenwirkungen der Medikamente
- bei einem Schub
Interferongabe nach ärztlicher Verordnung
|
- Sicherstellung der vom Arzt
angeordneten Medikation
- Förderung und Erhaltung der
Selbständigkeit
- für eine gute Lebensqualität
sorgen durch die bestmögliche Einstellung mit
Medikamenten
|
- Bewohner hat Fieber aufgrund
einer Infektion
Info: Fieber und Wärme können
einen Schub auslösen (direkte Sonneneinstrahlung
vermeiden) |
- fiebersenkende Maßnahmen
einleiten
- Arzt informieren auch bei
subfebriler Temperatur (bis 38°C)
|
- Bewohner hat eine normale
Körpertemperatur
- Folgeschäden wurden erkannt
bzw. vermieden
|
AEDL:
sich bewegen |
- Der Bewohner stolpert sehr
häufig beim Gehen aufgrund einer Fußheberparese.
|
- Den Bewohner mit Schuhen
versorgen, die an der Spitze statt einer Gummisohle
mit Leder ausgestattet sind.
- Alternativ kann der Bewohner
mit einer Peronaeusschiene versorgt werden. Diese
verbessert deutlich das Gangbild.
- Mit dem Bewohner in
Zusammenarbeit mit der Krankengymnastin Geh- und
Stehübungen durchführen
- Ängste vor Stürzen ernst
nehmen, aber dennoch für gezielte Aktivitäten sorgen
|
- Förderung und Erhaltung der
Beweglichkeit
- Förderung und Erhaltung der
Selbständigkeit
- Motivation erhalten und
fördern
- Selbstvertrauen /
Selbstwertgefühl stärken
- Stürze vermeiden
|
- Der Bewohner leidet an einer
Beugespastik besonders im Bereich der Knie und der
Hüften.
|
- Der Bewohner wird auf dem
Bauch gelagert. Um Schmerzen im Knie- und
Beckenbereich durch eine schmerzhafte Überstreckung
zu vermeiden, wird jeweils ein Lagerungskissen unter
die Unterschenkel und das Becken gelegt. Der Kopf
wird zur Seite gedreht und die Arme angewinkelt
abgelegt.
|
- Förderung und Erhaltung der
Beweglichkeit
- Förderung und Erhaltung der
Selbständigkeit
- Motivation erhalten und
fördern
- Selbstvertrauen /
Selbstwertgefühl stärken
- Bewohner erleidet keine
Schmerzen
|
- Der Transfer des Bewohners
vom Bett in den Rollstuhl ist erschwert, da der
Bewohner an einer Streckspastik im Beckenbereich
leidet.
|
- Bevor der Bewohner in den
Rollstuhl mobilisiert wird, werden die Beine mit
Hilfe eines Lagerungswürfels in einem 90°-Winkel
gelagert. Das sollte etwa 20 Minuten vor dem
Transfer geschehen.
- Alternativ zum
Lagerungswürfel können die Beine auch in der
Seitenlage um 90° angewinkelt werden.
- Ziel ist die Lockerung der
Muskulatur, um den späteren Transfer zu erleichtern.
- Vor dem Transfer empfiehlt es
sich, dem Bewohner die Schuhe anzuziehen, da bei
einer Berührung der nackten Füße mit dem Fußboden
die Spastik wieder einsetzen kann.
- Das Aufsetzen auf die
Bettkante geschieht durch eine Drehung auf die
Seite, wobei die Beugung der Beine beibehalten wird
und der Bewohner aufgesetzt wird.
- Zum Abschluss des Transfers
sollte nun eine Drehscheibe eingesetzt werden, auf
die der Bewohner seine Füße stellt.
- Die Pflegekraft fasst mit
einer Hand an den Po und mit der anderen an den
Brustkorb, die Knie werden fixiert und der Bewohner
legt seine Arme locker auf dem Rücken der
Pflegekraft ab. Durch eine Gewichtsverlagerung der
Pflegekraft nach hinten wird der Bewohner
automatisch angehoben und mit Hilfe der Drehscheibe
sanft in den Rollstuhl transferiert.
|
- Förderung und Erhaltung der
Beweglichkeit
- Förderung und Erhaltung der
Selbständigkeit
- Motivation erhalten und
fördern
- Selbstvertrauen /
Selbstwertgefühl stärken
- Bewohner erleidet keine
Schmerzen
|
- Der Transfer des Bewohners
aus dem Stand vom Rollstuhl auf die Toilette und
umgekehrt ist erschwert, da der Bewohner an einer
Streckspastik im Beckenbereich leidet.
|
- Im Stand kann dem Bewohner
einfacher die Kleidung an- und ausgezogen werden.
- Beim Hinsetzen des Bewohners
wird der Streckspastik entgegengewirkt, indem die
Pflegekraft die Knie fixiert und den Oberkörper des
Bewohners nach vorne beugt, sodass er sich hinsetzen
kann.
|
- Förderung und Erhaltung der
Beweglichkeit
- Förderung und Erhaltung der
Selbständigkeit
- Motivation erhalten und
fördern
- Selbstvertrauen /
Selbstwertgefühl stärken
- Bewohner erleidet keine
Schmerzen
|
- Der Bewohner leidet an einer
Kombination aus einer Beuge- und Streckspastik
|
- Lagern im Bett: Diagonal
abwechseln zwischen linkem Bein und rechten Arm
beugen und rechtem Bein und linken Arm strecken und
umgekehrt. Bewohner liegt dabei in der Seitenlage
und wird von Lagerungskissen entsprechend
abgestützt. (Antispastik-Lagerung nach Bobath©)
|
- Förderung und Erhaltung der
Beweglichkeit
- Förderung und Erhaltung der
Selbständigkeit
- Motivation erhalten und
fördern
- Selbstvertrauen /
Selbstwertgefühl stärken
- Bewohner erleidet keine
Schmerzen
|
- Der Bewohner ist einer
erhöhten Gefahr ausgesetzt, Kontraktionen,
Kreislaufschwierigkeiten und Osteoporose zu erleiden
aufgrund der vielfältigen Bewegungseinschränkungen
|
- regelmäßiger Einsatz eines
Stehbretts nach Anleitung der Ergo- oder
Physiotherapie
- Lagerungs- und Bewegungsplan
erarbeiten und umsetzen
- Maßnahmen der
Kontrakturenprophylaxe umsetzen, siehe Standard
Kontrakturenprophylaxe
|
- Förderung und Erhaltung der
Selbständigkeit
- Bewohner erleidet keine
Folgeschäden durch die Immobilität
|
- Die Gefahr einen Dekubitus zu
erleiden ist wesentlich erhöht, da der Bewohner an
Sensibilitätsstörungen leidet. Er bemerkt ggf. keine
Schmerzen und Druckstellen.
|
- Standard Dekubitusprophylaxe
durchführen
|
|
AEDL:
sich pflegen |
- Der Bewohner ist in der
Grundpflege durch die Ataxie und den
Intentionstremor nur eingeschränkt in der Lage diese
durchzuführen.
|
- Bewohner soll vor dem
Waschbecken sitzen und die Ellenbogen beim Waschen,
Zähneputzen und Rasieren aufstützen. Das vermindert
den Intentionstremor
- Zur Ataxiehemmung sollte der
Bewohner sehr körpernah arbeiten und den Körper als
Ablagefläche benutzten
- Beim Duschen ist bei einer
Rumpfataxie ein Duschrollstuhl mit fester Lehne und
verstellbaren Fußstützen notwendig
- Anschaffung einer
Elektrozahnbürste vorschlagen, dickerer Griff,
Bewegungen werden eigenständig von der Zahnbürste
ausgeführt
|
- Förderung und Erhaltung der
Beweglichkeit
- Förderung und Erhaltung der
Selbständigkeit
- Motivation erhalten und
fördern
|
- Der Bewohner ist nicht in der
Lage, die Zahnpflege selbständig durchzuführen, da
er unter einer starken Rumpf- und Kopfataxie leidet.
Zudem besteht eine Plegie der Arme.
|
- Die Pflegekraft sorgt durch
eine breite Ablagefläche dafür, dass der Bewohner
sich entspannt anlehnen kann. Beim Zähneputzen kann
z.B. die Pflegekraft ihr Bein über den Rollstuhl
hinter den Rücken des Bewohners legen und somit Halt
für den Oberkörper geben und mit dem Arm und der
Hand auf der Stirn den Kopf fixieren. Diese Maßnahme
erleichtert deutlich die Zahnpflege. (Die Fixierung
des Oberkörpers durch das Bein der Pflegekraft
entfällt bei einem Rollstuhl mit einer angepassten
Sitzschale.)
|
- Förderung und Erhaltung der
Selbständigkeit
- Motivation erhalten und
fördern
|
- Eine Intimpflege beim
Bewohner durchzuführen ist stark erschwert, da er an
einer Adduktorenspastik in Kombination mit einer
Streckspastik leidet. Die Beine des Bewohners sind
so sehr verkrampft, dass man sie nicht ohne weiteres
voneinander weg spreizen kann.
Info: Adduktion: Bewegung eines
Körperteils in die Mitte |
- Den Bewohner in die
Rückenlage bringen
- Die Beine des Bewohners
werden vorsichtig und ohne Gewalt angewinkelt. Zum
besseren Halt kann ein großes Kissen zwischen
Bettende und den Füßen platziert werden.
- Zur Entspannung der Muskeln
werden die Beine zusammen vorsichtig nach rechts und
links hin und her geschaukelt.
- Danach lassen sich die Beine
auseinander spreizen.
- Die Intimpflege wird
durchgeführt.
|
- Bewohner akzeptiert die
Maßnahme
- Bewohner ist informiert
|
- Bewohner leidet unter einer
beeinträchtigten Oberflächen- und Tiefensensibilität
und Parästhesien infolge der Nervenschädigungen. Es
besteht die Gefahr von Verbrennungen und Infektionen
Info: Sensibilitätsstörungen
können nicht medikamentös behandelt werden. |
- auf richtige Temperatur des
Wasch- und Badewassers achten, Verbrennungsgefahr
- hohe Luftfeuchtigkeit
verstärkt die Sensibilitätsstörung, daher das Bad
gut lüften
- medizinische Fußpflege
durchführen lassen
- auf Wunden achten (es kann
das Schmerzempfinden beeinträchtigt sein)
- Berührungen der Haut
vorsichtig durchführen, da schon minimale
Berührungen als schmerzhaft empfunden werden können
- Beobachtungen für Kollegen
dokumentieren, wann die Parästhesien auftreten und
durch was sie ggf. ausgelöst werden.
|
- Folgeschäden vermeiden
- Schmerzfreiheit
- Bewohner soll sich wohl
fühlen
|
- Bewohner ist aufgrund der
motorischen Einschränkungen nicht in der Lage, sich
selbständig an- und auszukleiden. Er benötigt
Hilfsmittel und zeitweise personelle Unterstützung.
|
an- und auskleiden:
- Bewohner über Kleidung und
ggf. Make-up wieder zu mehr Selbstwertgefühl
verhelfen
- Haken und Knöpfe möglichst
groß wählen, am besten Klettverschlüsse an der
Kleidung anbringen
- Reißverschlüsse mit einem
Ring ausstatten
- feste Schuhe mit
Klettverschlüssen bereitstellen und auf richtigen
Sitz achten
- immer die am stärksten
betroffenen Extremitäten zuerst anziehen
- Bewohner stets im Sitzen
ankleiden (lassen)
- Bewohner mit weiteren
Hilfsmitteln ausstatten, z.B. einem Schuhanzieher
|
- Förderung und Erhaltung der
Selbständigkeit
- Motivation erhalten und
fördern
- Selbstvertrauen /
Selbstwertgefühl stärken
|
AEDL:
essen und trinken |
- Bewohner ist bei der
Nahrungsaufnahme eingeschränkt aufgrund der Parese (Plegie),
Schluckstörung, Ataxie, Spastik
|
- Bewohner mit entsprechenden
Hilfsmitteln zur Nahrungsaufnahme versorgen, Besteck
mit dicken Griffen, Becher mit Strohhalmen
- nach Absprache mit dem
Bewohner für Kleidungsschutz sorgen
- Besteck mit dicken Griffen
und eine Schale mit hochgezogenem Rand anbieten, um
die Selbständigkeit so lange wie möglich zu erhalten
- Gläser, Tassen und Becher
halbvoll füllen
- aufgrund der länger
benötigten Zeit für die Essensaufnahme Essen warm
halten
- ausreichend Zeit zur
Nahrungsaufnahme lassen
- einen Löffel statt einer
Gabel anbieten, Umgang ist einfacher
- auf die Konsistenz der
Nahrung achten, dokumentieren, wobei sich der
Bewohner am wenigsten verschluckt
- genügend Flüssigkeit (2 - 3l)
über den Tag verteilt anbieten
- ggf. Trinkprotokoll anlegen
- ggf. Tisch erhöhen, z.B.
durch Ziegelsteine, so dass der Bewohner seine
Ellenbogen beim Essen auf dem Tisch abstützen kann,
der Intentionstremor verringert sich dadurch.
- auf eine ausgewogene und
ballaststoffreiche Ernährung achten.
Info: Ob eine Einschränkung beim
Verzehr von Fleisch, Wurst, Milch und Milchprodukten
wegen der enthaltenen Arachidonsäure sinnvoll ist, ist
noch nicht abschließend geklärt. Die Arachidonsäure ist
als Vorstufe beteiligt an der Auslösung entzündlicher
Prozesse. |
- Vermeidung einer Aspiration
- Förderung und Erhaltung der
Selbständigkeit
- für eine ausreichende
Nahrungs- und Flüssigkeitszufuhr sorgen
|
AEDL:
Kommunizieren können |
- Bewohner kann häufig schlecht
vom Gegenüber verstanden werden, Stimme ist
verwaschen, monoton und leise aufgrund der
Dysarthrie, ermüdet schnell.
- Die Kommunikation ist
insgesamt sehr erschwert und der Bewohner wird rasch
ungehalten, wenn er nicht gleich verstanden wird.
|
- Logopädie veranlassen
- zusätzliche Sprechübungen
neben der Logopädie durchführen lassen
- Verständnis und Geduld zeigen
- zum Verstehen und Antworten
Zeit geben
- Bewohner motivieren und Mut
machen
- ggf. Ja/Nein-Fragen stellen
- ggf. auf spezielle
Hilfsmittel zur Kommunikation zurückgreifen, wie
etwa eine Sprechtafel
- Bewohner motivieren an
Beschäftigungsangeboten im Haus teilzunehmen
|
- Bewohner soll sich nicht
isolieren und an der Kommunikation teilhaben
- Motivation erhalten und
fördern
- Selbstvertrauen /
Selbstwertgefühl stärken
|
- Bewohner leidet an
Aufmerksamkeits- und Konzentrationsstörungen
aufgrund der Nervenschädigungen
|
- Spiele spielen, die das
Gedächtnis und die Konzentration fordern ohne zu
überfordern
- bevorzugte Gesprächsthemen
des Bewohners aufgreifen
|
- Förderung und Erhaltung der
Selbständigkeit
- Motivation erhalten und
fördern
- Selbstvertrauen /
Selbstwertgefühl stärken
|
- Der Bewohner hört schlecht
aufgrund der Nervenschädigungen
|
- den Bewohner immer von vorne
ansprechen, langsam und deutlich sprechen
- weitere Maßnahmen siehe
Standard "Pflege und Betreuung von schwerhörigen
Senioren"
|
- Förderung und Erhaltung der
Selbständigkeit
|
AEDL:
ausscheiden können |
- Bewohner leidet unter einer
Blasenentleerungsstörung aufgrund der neurogenen
Blasenstörung, Gefahr des Harnweginfektes
|
- Versorgung mit angepasstem
Inkontinenzmaterial
- regelmäßig Urinstreifentests
durchführen, bei Auffälligkeiten den Arzt
informieren
- Restharnbildung vermeiden,
beklopfen (Triggern) der Blase (Vorsicht: Beim
Triggern kann es ggf. zu einem pathologischen
Blasendruck kommen, nur nach Absprache mit dem
Arzt.)
- ggf. bei Restharnbildung nach
Absprache mit dem Arzt regelmäßige
Einmalkatheterisierung entweder vom Bewohner selbst
durchgeführt oder von einer Pflegekraft
- zusätzlich Vitamin C
verabreichen, hat zur Folge, dass der Urin
angesäuert wird und dadurch die Keimbildung in der
Blase gehemmt wird
- ggf. Versorgung mit einem
suprapubischen Katheter
|
- vermeiden von
Harnwegsinfekten
- vermeiden von Schmerzen
- Beherrschung der
verschiedenen Techniken zur Blasenentleerung
|
- Bewohner ist harninkontinent
|
- Versorgung mit angepasstem
Inkontinenzmaterial
- individuelles
Toilettentraining durchführen
- Beckenbodentraining
durchführen lassen
- ggf. Versorgung mit einem
suprapubischen Katheter
- männlicher Bewohner kann mit
einem Urinalkondom versorgt werden
|
- Förderung und Erhaltung der
Selbständigkeit
- Bewohner soll sich wohl
fühlen
- Selbstvertrauen /
Selbstwertgefühl stärken
- Bewegungsfreiheit ermöglichen
|
- Bewohner leidet unter einer
Obstipation aufgrund der mangelnden Motilität
(Eigenbewegung) des Magen-Darm-Traktes
|
- hohe Flüssigkeitszufuhr
- Ballaststoff- und
vitaminreiche Kost
- Kolonmassagen
- morgens vor dem Frühstück ein
lauwarmes Glas Leitungswasser trinken lassen
- natürliche Abführmittel
einsetzen nach Absprache mit dem Arzt, wie etwa
Sauerkrautsaft und Ähnliches
|
- eine angemessene
Stuhlentleerungsfrequenz erreichen
- Bewohner soll weitestgehend
beschwerdefrei sein
- Förderung und Erhaltung der
Selbständigkeit
- Selbstvertrauen /
Selbstwertgefühl stärken
|
- Bewohner ist stuhlinkontinent
|
- Defäkationsprotokoll
erstellen und danach regelmäßige Stuhlausscheidung
durch individuelles Toilettentraining anstreben
- Obstipation vermeiden durch
genügend Flüssigkeitsaufnahme und ballaststoffreiche
Kost sowie ausreichende Bewegung
- Intimsphäre wahren durch
verlassen der Toilette, dabei Klingel in Reichweite
legen
- Auswahl von geeigneten
Hilfsmitteln, wie etwa Toilettenstuhl, erhöhter
Toilettensitz, wiederverschließbare Windelhose
- sorgfältige Hautpflege im
Intimbereich durchführen
- Bewohnern und Angehörigen
Gespräche anbieten
|
- Förderung und Erhaltung der
Selbständigkeit
- Bewohner soll sich wohl
fühlen
- Selbstvertrauen /
Selbstwertgefühl stärken
- Bewegungsfreiheit ermöglichen
|
AEDL:
für Sicherheit sorgen |
- Bewohner ist sehr
sturzgefährdet aufgrund der Bewegungseinschränkung
|
- Hindernisse beseitigen
- Sitzmöglichkeiten,
Abstützmöglichkeiten im Zimmer schaffen
- ggf. Toilettensitzerhöhung
anbringen
- für gute Beleuchtung im
Zimmer sorgen
- Schwellen, Teppichkanten und
auf der Erde liegende Elektrokabel beseitigen
- für ausreichend Licht sorgen
- ggf. vor dem Herausfallen aus
dem Bett sichern (ggf. Genehmigung Amtsgericht)
- ggf. Rollator mit einem
Gewicht ausstatten, um ein schnelles Umkippen zu
vermeiden
|
- Bewohner soll sich sicher und
geborgen fühlen
- Förderung und Erhaltung der
Selbständigkeit
- Selbstvertrauen /
Selbstwertgefühl stärken
- Bewegungsfreiheit ermöglichen
- Bewohner soll seine
körperlichen Grenzen erkennen
|
|
- für eine adäquate
Schmerzbehandlung sorgen
|
|
- Bewohner erleidet einen Schub
|
- Einleitung der medikamentösen
Therapie durch den behandelnden Arzt
- Medikamentengabe nach
ärztlicher Verordnung
- ggf. Einweisung ins
Krankenhaus
|
- für eine adäquate Behandlung
sorgen
|
AEDL:
sich als Mann oder Frau fühlen und verhalten |
- bei Männern erektile
Dysfunktion
- Abnahme der Libido
|
- ggf. Überweisung zu einem
Urologen
- Kontakt zur Selbsthilfegruppe
herstellen
|
- Bewohner teilt sich mit und
isoliert sich nicht
- Selbstvertrauen /
Selbstwertgefühl stärken
|
AEDL:
ruhen und schlafen |
- Bewohner schläft nachts
schlecht, klagt über Schmerzen und große Müdigkeit,
aufgrund der Beuge- und Streckspastiken
|
- Antispastik-Lagerung nach
Bobath© einsetzen (siehe oben)
- nach ärztlicher Verordnung
Gabe von Bedarfsmedikamenten
|
- Bewohner soll eine geruhsame
Nacht haben
- Schmerzfreiheit
|
AEDL:
mit existentiellen Erfahrungen des Lebens umgehen |
- Bewohner leidet unter
Stimmungsschwankungen, zeitweise stark euphorisch,
manchmal depressiv oder aggressiv
|
- auf Wunsch Kontakt zu
Selbsthilfegruppe herstellen
- ggf. Seelsorge einleiten
- bei übertriebener
euphorischer Stimmung, Bewohner nicht noch
ermuntern, sondern die Situation versachlichen
- bei depressiver Stimmung für
Ablenkung und Abwechselung im Alltag sorgen
|
- Bewohner ist über seine
Krankheit aufgeklärt und informiert
|